Klimafitte Neuanlage von Dauerkulturen
Praxistaugliche Methoden für die Neuanlage von biologischen Obst- und
Weingärten sowie von Hecken
Projektlaufzeit: 1.1.2025 – 31.12.2028
Projekt-Zusammenfassung
Ziel des Projektes Klimafitte Neuanlagen von Dauerkulturen (KLIMD) ist es, neue Methoden für die Neuanlage von Obstkulturen, Weingärten und Hecken zu entwickeln, die Junganlagen so klimafit machen, dass sie bei den aktuellen und zukünftigen Klimabedingungen erfolgreich heranwachsen können und ohne, oder mit minimaler Bewässerung auskommen.
Obst-, Wein- und Hecken-Jungpflanzen sollen so beeinflusst werden, dass sie ein tiefgehendes Wurzelsystem ausbilden, das sie auch bei trockenen Verhältnissen lange aus dem Bodenwasservorrat im Unterboden versorgen kann. Bei Hecken ist ein auf die Tiefe fokussiertes Wurzelsystem auch deshalb wichtig, weil sich dadurch die Wurzelkonkurrenz für die Feldfrüchte durch seitlich in den Acker hineinwachsende Wurzeln verringert. Die Methode beruht auf der grundsätzlichen Strategie des Biologischen Landbaus, das Wohlergehen der Kulturpflanzen vorbeugend mit mittel- und langfristigen agrarökologischen Maßnahmen zu fördern und damit ihre Resilienz und Ertragsfähigkeit zu verbessern. Gleichzeitig wird dadurch die Ressourceneffizienz der knappen Ressource Wasser erhöht.
Ausgangssituation
Die derzeit übliche Vorgangsweise bei der Neuanlage von Weingärten und Obstkulturen ist oft eine vollflächige, tiefgehende Bodenbearbeitung mit Tiefenlockerer oder durch Rigolen. Beim Rigolen werden Ober- und Unterboden bis zu 60 cm tief miteinander durchmischt und Dünger und Kalk eingearbeitet. Die ursprüngliche Bodenstruktur wird dadurch zerstört. Die intensive Bodenbearbeitung bewirkt eine starke Stickstoffmineralisierung. Bei dem hohen N-Niveau können die Jungreben/Jungbäume ihren Nährstoffbedarf problemlos aus den oberen Bodenschichten decken und haben keine Veranlassung, ein tiefgehendes Wurzelsystem auszubilden. Noch verstärkt wird dies, wenn die Jungpflanzen bewässert werden. Dadurch, dass diese Reben und Obstbäume nur einen sehr eingeschränkten Wurzelraum nutzen, schöpfen sie in ihrer Wasser- und Nährstoffaufnahme ihr genetisch angelegtes Potential bei weitem nicht aus und bleiben ihr Leben lang anfällig für Wasser-, Nährstoff- und Spurenelementmangel.
Projektumsetzung
Zur Vorbereitung der Fläche wird mindestens ein Jahr vor der Auspflanzung eine Mischung aus Tiefwurzlern wie Luzerne, Esparsette, Gräsern und verschiedenen ausdauernden Kräutern angebaut.
Im Sommer bzw. Herbst vor der Anpflanzung werden je nach Standort 40 bis 80 cm breite Streifen, in denen die Bäume /Sträucher /Reben gepflanzt werden sollen, unterschnitten. Hier stirbt die Luzerne ab, und ihre verrottenden Wurzeln setzen Nährstoffe frei und ernähren die Regenwürmer, welche mit ihren Gängen für eine optimale Tiefenerschließung, leichte Durchwurzelbarkeit und gute Wasserversickerung und Wasserspeicherung sorgen. Gleichzeitig verursachen die Niederschläge über Winter in den Pflanzstreifen einen „Wassersack“.
Die anwachsenden Jungbäume /Sträucher /Reben sind dann links und rechts der Konkurrenz der etablierten Luzerne ausgesetzt. Es entstehen starke Gradienten an Feuchtigkeit und Temperatur im Boden. Das zwingt die Jungpflanzen, nach unten zu wurzeln, wo sie aber auch Wasser und Nährstoffe vorfinden. Die Breite der Pflanzstreifen wird je nach Standort gewählt. In den Folgejahren werden die Pflanzstreifen dann sukzessive verbreitert, sodass immer wieder ein neuer Impuls für das Wurzelwachstum der Jungkulturen gesetzt wird.
In den ersten beiden Jahren nach der Anpflanzung wird der Pflanzstreifen unkrautfrei gehalten. Je nach Standort werden später die Tiefwurzler entfernt, oder nur mehr ein schmaler Streifen in der Mitte belassen. Wenn die Anlage im Vollertrag ist, werden die Tiefwurzler ganz entfernt.
Es ist also eine Kombination aus „fordern“ der Jungpflanzen durch die seitliche Konkurrenz und „fördern“ durch die optimalen Bedingungen, die im Pflanzstreifen geschaffen werden, die tiefwurzelnde, widerstandsfähige Kulturen erzielen soll.
Diese innovative neue Methode zur Anlage von Dauerkulturen wird anhand von insgesamt fünf Praxisversuchen auf drei Betrieben getestet, um unterschiedliche Kulturen, Böden und Klimaverhältnisse einzubeziehen.
Projektpartner
Julia und Manuel Herzog: Versuchsstandort Bad Vöslau, Weingarten, Mehrnutzungshecke
Meisterin Alexandra Seeland: Versuchsstandort Großengersdorf, Obstanlage (Nashi)
Ing. Franz Lehner: Versuchsstandort Geitzendorf, Obstanlage (Marille), Mehrnutzungshecke
Ing. Franz Traudtner (Bio Austria Burgenland)
Mag. Karl Waltl (LK Steiermark)
Bio Forschung Austria (Lead Partner)
Strategische Partner
Bildungszentrum für Obst- und Weinbau Silberberg
Landwirtschaftliche Fachschule Krems
Landwirtschaftliche Fachschule Grottenhof


